Das Zentrum Paul Klee zeigt vom 19. Juli bis 5. Oktober 2025 mit Rose Wylie. Flick and Float eine umfassende Werkschau der britischen Künstlerin Rose Wylie (*1934). Mit über fünfzig Gemälden und rund einem Dutzend Zeichnungen bietet die Ausstellung einen Überblick über ihr Schaffen der letzten dreissig Jahre. Für die Präsentation sind auch neue Arbeiten entstanden.

Rose Wylie Cuban Scene, 2016 Öl und Grafit auf Leinwand 180 × 334 cm, zwei Teile The David and Indrė Roberts Collection © Rose Wylie Courtesy the artist and David Zwirner
Wylies grossformatige Bilder zeichnen sich durch eine reduzierte, direkte Bildsprache und subversiven Humor aus. Ihre Kunst reflektiert ein tiefes Interesse an Popkultur, Film und Kunstgeschichte – stets mit einer unverkennbaren, expressiven Handschrift.
Vom Lesen zum Sehen
Wylie lebt in einem Landhaus nahe London. Nach dem Kunststudium in Folkestone, am Goldsmiths College und Royal College of Art pausierte sie ihre Karriere zugunsten des Familienlebens und widmete sich zunächst der Literatur. Erst in den späten 1990er-Jahren wandte sie sich wieder der Malerei zu – «Das Sehen löste das Lesen ab», wie sie es selbst beschreibt. Seitdem wurde sie mit Ausstellungen u. a. in der Tate Britain international bekannt.
Zwischen Bad Painting und feinem Humor
In ihrem Atelier im ersten Stock ihres Hauses entstehen Werke, die an «Bad Painting» und Post Pop erinnern, dabei aber komplexe Reflexionen über den Menschen liefern. Ihre Motive schöpft Wylie aus einem visuellen Bilderstrom – Zeitungsfotos, Filmszenen oder Alltagssituationen. Entscheidend ist für sie stets ein Detail, das sich von der Norm abhebt – «Toujours la différence!» lautet ihr Credo.
So zeigt etwa Singing Life Model ein Model mit merkwürdig geöffnetem Mund, oder Yellow Strip den Fussballer Ronaldinho mit seinem charakteristischen Zopf in Bewegung.

Rose Wylie Singing Life Model, 2017 Öl auf Leinwand 169 × 182 cm Karen and Mark Smith © Rose Wylie Courtesy the artist and David Zwirner Foto: Anna Arca
Zeichnung als Ausgangspunkt
Oft beginnt Wylie mit Skizzen, die ihre Erinnerung an ein Bildmotiv festhalten. Sie verzichtet bewusst auf Referenzmaterial und arbeitet mit dem, was ihr visuell haften bleibt. Fehler werden nicht gelöscht, sondern überklebt – das lässt viele Zeichnungen collageartig wirken. Auch auf der Leinwand ist der Prozess sichtbar: Farben werden abgekratzt, Leinwände ergänzt. Dieser fliessende Arbeitsprozess findet sich im Ausstellungstitel wieder – to flick and to float.
Bild und Sprache als Komposition
Wylie kombiniert oft mehrere Bildelemente und Texte auf einer Fläche. In Bagdad Café (Film Notes) etwa stehen Filmszenen neben Blumen, einem Kaffeefleck oder ihrem eigenen Mund. Auch die Schrift ist Teil der Komposition: weniger als Information, mehr als Formelement. Sie schreibt oft phonetisch, ganz wie sie es hört – «Ich male, wie die Dinge aussehen, und ich schreibe, wie sie sich anhören», erklärt sie.
Einen besonderen Einblick in ihr Denken gibt das «A bis Z» im Ausstellungskatalog: 26 Begriffe, 26 persönliche Reflexionen – ganz im Stil von Rose Wylie.

Rose Wylie in ihrem Atelier, Juni 2023 Foto: Will Grundy © Rose Wylie Courtesy the artist and David Zwirner