Viel zu selten tun wir uns selbst etwas Gutes. Angesichts von Stress und Alltagshektik ist es heutzutage wichtiger denn je, sich und die eigene Psyche an erste Stelle zu setzen. Nicht nur zu Hause, sondern auch bei der Arbeit sollte man zu sich selbst schauen.

Angesichts der Schnelllebigkeit der modernen Welt wird Erholung in den letzten Jahren immer stärker priorisiert. Den Menschen ist bewusst geworden, wie bedeutsam es ist, Zeit für sich zu nehmen – Zeit, um einmal einfach abzuschalten. Immer klarer wird, dass man auf sich selbst achtgeben und der eigenen psychischen Gesundheit Sorge tragen muss. Unter dem Motto «Self-Care», was so viel bedeutet wie Selbstfürsorge, lernen viele Menschen wieder, ihr Wohlbefinden in den Vordergrund zu stellen und auf ihr Bauchgefühl zu hören. Und nein, Self-Care bedeutet nicht einfach, ein Bad zu nehmen mit überteuerten Produkten von Firmen, die auf den Trend aufgesprungen sind. Das kann ab und zu durchaus erholsam sein, doch es ist längst nicht alles, was Self-Care ausmacht. Self-Care kann die verschiedensten Formen annehmen. Es kann ein Spaziergang an der frischen Luft sein oder dass man etwas tut, das einem Freude bereitet. Genauso gut kann Self-Care darin bestehen, zu lernen, sich selbst zu lieben, Grenzen zu setzen und Nein zu sagen. Oder genügend zu schlafen, Atemübungen zu machen und genug zu trinken. Mit jemandem zu sprechen und sich psychologische Hilfe holen. Self-Care ist extrem umfangreich und kann für alle ein bisschen anders aussehen. Nicht jeder Schritt funktioniert für alle, und es gilt herauszufinden, was einem am meisten hilft. Eines sei dabei vorweggenommen: Self-Care ist nicht egoistisch, sondern etwas vom Besten, was man für sich und schlussendlich auch für den Umgang mit anderen tun kann.
Dieser Fokus auf mentale Gesundheit bleibt längst nicht beschränkt auf das Privatleben, sondern wird auch in der Arbeitswelt immer spürbarer. Vor allem jüngere Generationen sprechen immer offener über psychische Probleme. Dies ist ein wichtiger Schritt, mit dem leider immer noch vorhandenen Stigma zu brechen, das es vielen Betroffenen zusätzlich erschwert, Hilfe zu holen. Gerade auch in der Berufswelt ist es enorm wichtig, psychische Krankheiten ebenso zu respektieren wie physische und den Betroffenen die nötige Unterstützung zu bieten.
Etwas, das für die mentale Gesundheit nicht förderlich ist, ist die Tatsache, dass wir uns in der Schweiz oft über den Job und die eigene Produktivität definieren. Dem stellen sich junge Menschen vermehrt entgegen. Sie kommen langsam von der Idee ab, dass Produktivität und Lohn den Selbstwert bestimmen. Auch um diese Denkweise langsam anzunehmen, sind Self-Care und Selbstliebe essenziell und helfen, sich selbst wertzuschätzen. Dinge, wie Grenzen zu setzen und Nein zu sagen, können vor allem bei starker Überlastung helfen.
Diese neue Lebensweise wird auch daran ersichtlich, dass die Anzahl der Teilzeitarbeitenden in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Viele Berufseinsteiger:innen arbeiten, wenn dies ihnen finanziell möglich ist, von Anfang an nicht 100 Prozent. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass für viele jüngere Arbeitstätige Karriere nicht an erster Stelle steht und sie ihre Freizeit, ihre Hobbys und ihre Erholung priorisieren. Dabei besagen Studien sogar, dass Teilzeitangestellte oft höhere Leistungen erbringen als Vollzeitmitarbeitende. Diese wachsende Nachfrage spüren auch die Arbeitgebenden, und es werden immer mehr Teilzeitstellen angeboten. Dabei arbeiten entgegen verbreiteten Annahmen nicht nur Frauen Teilzeit, sondern auch teilzeitarbeitende Männer werden immer akzeptierter. Dies wirkt sich vor allem auf Familien positiv aus, da so die Care- und Hausarbeit besser aufgeteilt werden kann. Alles in allem wird klar, dass Self-Care auch im Berufsleben positive Veränderungen anstossen kann.