Brasil! Brasil! Aufbruch in die Moderne

Vom 7. September 2024 bis 5. Januar 2025 zeigt das Zentrum Paul Klee Brasil! Brasil! Aufbruch in die Moderne. Zum ersten Mal in der Schweiz gibt eine Ausstellung einen umfangreichen Einblick in die moderne Kunst Brasiliens sowie in Geschichte, Literatur, Musik, Design und Architektur des Landes.

Brasil! Brasil! Brasilien ist das bei weitem grösste Land Südamerikas und eines der bevölkerungsreichsten Länder der Welt. Es ist landschaftlich enorm vielseitig und reicht vom Amazonas-Regenwald bis zu den berühmten Stränden der Copacabana. Die Artenvielfalt ist nirgendwo so dicht wie hier im tropischen Regenwald, die ökologische Bedeutung des Landes für das Weltklima immens. Ebenso beeindruckend ist der kulturelle Reichtum Brasiliens. In der brasilianischen Kunst und Kultur mischen sich indigene, von den portugiesischen Kolonisator:innen und den bis Ende des 19. Jahrhunderts als Sklav:innen nach Brasilien verschleppten Menschen aus Westafrika mitgebrachte Kulturen. Heute wird die Kultur zudem von Einwander:innen aus der ganzen Welt bereichert. Die Millionenstädte Rio de Janeiro, São Paulo und Brasília sind Metropolen, in denen alle Gegensätze des Landes zusammenkommen. Nur hier konnten Musikgenres wie Samba und Bossa Nova und der Karneval entstehen.

Zu entdecken ist das Schaffen von zehn brasilianischen Künstler:innen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die in Ausstellungen und Sammlungen in Europa bislang kaum zu sehen waren. Darüber hinaus vermittelt die Ausstellung mit Fotografien, Filmen und Hörstationen einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Errungenschaften Brasiliens in Literatur, Musik, Design und Architektur.

Tarsila do Amaral O lago, 1928 Öl auf Leinwand 75,5 × 93 cm Hecilda e Sergio Fadel Foto: Jaime Acioli © Tarsila do Amaral S/A

Die in der Ausstellung vertretenen Kunstschaffenden lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Anita Malfatti, Vicente do Rego Monteiro, Tarsila do Amaral, Lasar Segall und Candido Portinari gehören seit langem zum Kanon der brasilianischen Moderne. Sie pflegten Kontakte zur europäischen Avantgarde und entdeckten zum Teil durch die Augen europäischer Intellektueller Facetten der brasilianischen Kultur. Ihre Bildsprache war zu Beginn geprägt von europäischen Kunstströmungen wie dem Expressionismus, dem Futurismus oder dem Kubismus. Obwohl sie sich früh mit indigenen Kulturen auseinandersetzten, geschah dies vorwiegend durch Bücher und Museumsbesuche, ohne dass sie dabei die Lebensrealität der Menschen kannten.

Flávio de Carvalho Ascenção definitiva de Cristo, 1932 Öl auf Leinwand 75,5 × 62 cm Sammlung der Pinacoteca do Estado de São Paulo, erworben durch das Governo do Estado de São Paulo, 1969 Foto: Isabella Matheus

 

Mit Flávio de Carvalho, Alfredo Volpi, Djanira da Motta e Silva, Rubem Valentim und Geraldo de Barros stehen daneben fünf Kunstschaffende, die lange nicht zum brasilianischen Kanon gehörten. Alfredo Volpi und Djanira da Motta e Silva dienten volkstümliche Bräuche wie Dorffeste oder Rituale als Motive, und Rubem Valentim integrierte Symbole wie Pfeil, Dreieck, Kreis und Beil, die in afro-brasilianischen religiösen Ritualen des Candomblé verankert sind, in seine Kompositionen. Sowohl da Motta e Silva wie auch Valentim waren Teil dieser Kulturen. Da sie keine klassische Kunstausbildung genossen hatten, wurde ihre Kunst lange als «primitiv» oder volkstümlich erachtet. De Barros und de Carvalho bewegten sich zwischen bildender Kunst, Architektur und Design, weshalb sie lange schwer in den Kanon einzuordnen waren. De Carvalho löste zudem mit seinen performativen Aktionen und seinen im expressionistischen Stil gemalten Frauenporträts heftige Reaktionen aus.

Rund 130 Werke zeigen im Zentrum Paul Klee diese Vielfalt der brasilianischen modernen Kunst auf. Die Ausstellung soll dem Publikum Gelegenheit bieten, eine bisher wenig bekannte Kunst und mit ihr ein ganzes Land zu entdecken.

 

Eröffnung
Die Ausstellungseröffnung findet am Freitag, 6. September 2024, ab 18:00 Uhr statt. Der Eintritt in die Ausstellung ist an diesem Abend frei.

Kurator:innen
Fabienne Eggelhöfer, Zentrum Paul Klee, Bern, und Roberta Saraiva Coutinho, São Paulo

Kuratorische Assistentin
Myriam Dössegger

Kooperation
Die Ausstellung wurde organisiert vom Zentrum Paul Klee, Bern, in Zusammenarbeit mit der Royal Academy of Arts, London, wo die Ausstellung vom 28. Januar bis 21. April 2025 zu sehen sein wird.

Mit der Unterstützung von
Kanton Bern, Bundesamt für Kultur (BAK), Amt für Kultur des Kantons Bern, Burgergemeinde Bern, Ruth & Arthur Scherbarth Stiftung, Ursula WirzStiftung, Banco Itaú Suisse SA

zpk.org

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