Skater Juan im Flow

Skateboarden, Kunst und Tätowieren sind die Adern, die in der «Floating Art» von Juan Rivera zusammenfliessen, ziemlich gegen den Strom.


Juan Rivera könnte geradeso gut «Hans im Glück» heissen. Denn seine Geschichte handelt vom Glück jenseits des Stereotypen. Wie Grimms Hans ist auch er es, der zuletzt lacht. Wie bei Grimms Hans zählt für ihn nicht das Haben, sondern das Handeln. Wankelmütig zwar auf seinem Weg, aber immer mit einem Ziel. Eines war, einen neuen Standort für sein Atelier «Floating Art» zu finden. Seit wenigen Wochen trifft man den «Garage Boy», wie er sich selbst betitelt, nun an der Stockhornstrasse 18 bei «Thunart» an. Man sieht ihn vielleicht nicht auf den ersten Blick, denn er sitzt versteckt hinter dem schwarzen Tresen und die zahllosen Illustrationen vom Boden bis zur Decke lenken ab. Bevor er sich vor einem Jahr als Künstler selbstständig gemacht hat, arbeitete er mal hier, mal dort. «Ich war mit meinen Gedanken immer woanders», reflektiert er, «die Entscheidung, alles auf eine Karte zu setzen, war erlösend.» Der Tod seines Vaters schubste ihn unsanft zum «Jetzt oder nie». Als er klein war, sah er seinem «Dad» beim Zeichnen zu. Aber vom sprichwörtlich in die Wiege gelegten Talent will er nichts wissen: «Vor fünf Jahren konnte ich bloss Strichmännchen krakeln.» Kaum zu glauben, wenn man heute seine präzisen Schriftzüge und die fotorealistischen Porträts betrachtet. Er übte und übte, bis er seine Ideen auf das Papier zu bringen vermochte. Sein Ehrgeiz rühre vom Skaten her: «Wenn ich mir einen Trick in den Kopf gesetzt habe, dann falle ich x-mal und stehe wieder auf, bis er mir gelingt.» Wie auch das Zeichnen hat er sich das Brettern auf vier Rollen selbst beigebracht.


Auf Juans Haut steht gestochen: «every­thing is possibl


«Auf das Talent kommt es nicht an, ich bin der beste Beweis dafür.»

Juan Rivera


Sein halbes Leben heizt der 31-Jährige über Rails und Rampen. Auf­gewachsen in Zermatt, snowboardet er auch seit Teenie-Tagen – sein erstes Brett fischte er, mangels Batzen, aus einer Mülltonne. «Die paar Sekunden in der Luft, da vergesse ich alles rundherum», beschreibt er und verbirgt seine Augenpartie hinter dem breiten Schild seiner Cap. «Wir Skater sind frei im Tun und Lassen.» Mehrmals reiste er nach Los Angeles, dem Ursprungsort der Skate-Kultur. «Der Lifestyle dort, die Jungs, die Graffitis, … das war inspirierend», sagt er, seine volltätowierten Arme musternd. Mit Clint Eastwood, Skateboards, Anker und Schriftzügen wirken sie wie Alben voller Schnappschüsse. Seit vier Jahren tätowiert er selbst, seine Agenda füllt sich mit Kunden­ter­minen. Die Tätowierma­schine aus L. A., wie könnte es anders sein, besteht aus einer Skateboard-Achse. Auf Juans Haut steht gestochen: «every­thing is possible» – das nimmt man ihm ab, schliesslich braucht es dafür keinen dicken Goldklumpen.


Fotograf: Pascal Triponez


Skaten in der Region Schützenmatte, Bern Kreative Bowl in der Hauptstadt: Unter dem SBB-Viadukt www.sk8.be Indoor, Haslital Allwetter-Action auf 400 m2: Mi-So, Alpbachsäge 2, Meiringen www.skateparkoberhasli.ch Steffisburg & Thun Sonnenfeldstr., Steffisburg www.sk8park.ch Weitere Parks: sk8parks.ch


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